Kulturboykott

Wirtschaftlicher und kultureller Boykott

Seit den 1950er Jahren formierten sich in Europa Bewegungen, welche dem Apartheid-Regime den Kampf ansagten. Die Ziele dieser Anti-Apartheid-Bewegungen waren das Aufklären der Bevölkerung über die Situation in Südafrika, das Aufdecken der Zusammenarbeit des Apartheid-Regimes mit europäischen Staaten sowie daraus folgend die Isolation des Regimes auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene.[57, 58] Insbesondere der Lebensmittelboykott wurde zu einem wichtigen Instrument. So mahnte die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland beispielsweise mit Plakaten, keine Früchte aus Südafrika zu kaufen.[59]

 

Plakat zum Früchteboykott. Anti-Apartheid Bewegung (AAB) in Österreich (Hg.): Das ist Apartheid. Kauf keine Früchte aus Südafrika! [BAB-Plakatsammlung, Signatur X 5624]

Auch in der Schweiz engagierte sich eine Anti-Apartheid-Bewegung, welche nicht bloss an die Regierung, die Nahrungsmittelindustrie und die Grossbanken, sondern ebenso an die Bevölkerung appellierte, da die Schweiz sich den Sanktionen gegen Südafrika nicht anschloss und laut der Anti-Apartheid-Bewegung (AAB) das Regime durch ihre neutrale Haltung direkt unterstütze. Das alternative Lokalradio LoRa in Zürich strahlte deswegen im Sommer 1986 eine Sendung über die Situation in Südafrika aus, was schliesslich in einer Plakatausstellung zum südafrikanischen Boykottaufruf von Künstler/innen resultierte.[60]

Der Kulturboykott bestand einerseits in der Mobilisierung von Schriftsteller/innen, Musiker/innen und Künstler/innen im Kampf gegen die Apartheid und andererseits im Einstellen des kulturellen Austauschs mit Südafrika. Der Aufruf zum Kulturboykott erfolgte bereits 1954 durch die Bewegung Anti-Apartheid Movement (AAM), bevor der African National Congress (ANC) 1959 zum Boykott Südafrikas auf allen Ebenen aufforderte. Verschiedene kulturelle Vereinigungen und Gewerkschaften folgten diesem Appell, sodass die britische Musikergewerkschaft bereits 1961 ihre Mitglieder ermahnte, Südafrika zu isolieren. So boykottierten Bands wie die Rolling Stones und die Beatles bereits in den frühen Jahren das Regime. Die UN-Generalversammlung appellierte 1969 an alle Länder, den Austausch mit Südafrika abzubrechen.

 

Plakat zum Wirtschaftsboykott. Internationaler Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) (Hg.): Für Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika, ca. 1985. [BAB-Plakatsammlung, Signatur X 1016]

Ende der 1970er Jahre versuchte die Regierung des Apartheid-Regimes die kulturelle Isolierung mit hohen Gagen an Musiker/innen als Gegenleistung für einen Auftritt in Sun City zu durchbrechen. Die UN reagierte darauf mit einer Verschärfung des Boykotts. Zudem publizierte das UN Special Commitee against Apartheid ab 1983 eine Liste, das sogenannte Cultural Register, mit Künstler/innen, die trotz Boykott einen kulturellen Austausch mit Südafrika pflegten. Elton John, Wishbone Ash und Nazareth sind bloss einige bekannte Musiker/innen die trotz Kulturboykotts in Südafrika auftraten und aus diesem Grund im Cultural Register verzeichnet wurden.[61]

Neben dem kulturellen und wirtschaftlichen Boykott gab es noch weitere Aktionen zur Bekämpfung des Apartheid-Regimes. So komponierten einige Musikschaffende ausserhalb Südafrikas sogenannte Freiheitslieder. Bekannte Beispiele sind Sun City von Artists United Against Apartheid, einem Protest- und Boykottlied gegen das Vergnügungsresort Sun City in Bophutatswana, das selbstredende Free Nelson Mandela von The Specials oder Gimme Hope Jo’anna von Eddy Grant über die Regierung Südafrikas, die Apartheidpolitik sowie die dem Titel den Namen gebende Stadt Johannesburg.[62]

 

 

Artists United Against Apartheid: Sun City, auf: ebd.: Sun City, Manhattan Records 1985.

 

Lyrics: Sun City

Ahh – Sun city

No, no, no, no, no, no

Sun city

South Africa

South Africa

We gotta say

I / I

I / I

I / I

Ain’t gonna play sun city

No no no

 

Eddy Grant: Gimme Hope Jo’anna, auf: ebd.: Gimme Hope Jo’anna, EMI Records 1988.

 

Lyrics: Gimme Hope Jo’anna

She’s got a system they call apartheid
It keeps a brother in a subjection
But maybe pressure will make Jo’anna see
How everybody could live as one
Gimme hope Jo’anna
Hope Jo’anna
Gimme hope Jo’anna
‘Fore the morning come
Gimme hope Jo’anna
Hope Jo’anna
Hope before the morning come

 

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